7 Tage keine Musik,
kein Buch, kein Internet oder sonstige Luxusgegenstände – dafür täglich 7
Stunden Meditation, in denen ich allein mit mir selbst war. Es heißt „Wenn der
Körper zur Ruhe kommt, kann auch der Geist zur Ruhe kommen.“ KANN! Die Vipassana-Meditation
war eine der herausforderndsten und bereicherndsten Erfahrungen, die ich
bislang gemacht habe. Aber vorerst ein Schritt zurück zu Lumbini – dem
Geburtsort von Buddha…
Nur mit Busticket
und ohne sonstige Vorbereitung setzte ich meine Reise allein nach Lumbini fort.
Lumbini liegt an der Grenze zu Indien, wobei bereits auf dem Weg dahin immer
wärmere Luft in den Bus strömte. Bis zu 40 Grad im Schatten können die
Temperaturen hier betragen. So vielfältig die Kultur des Landes ist, so
unterschiedlich ist auch das Klima, wenn man an die Minusgrade im Himalaya
denkt. Lumbini hat eine beeindruckende Architektur – eine 10 km² große
parkähnliche symmetrische Anlage, die Klöster aus der ganzen Welt beherbergt
und in deren Zentrum sich der Maya-Devi-Tempel befindet. An diesem Ort wurde
Buddha im Jahr 563 vor Christus geboren, welcher für mich trotz der Touristen
eine tiefe Ruhe ausstrahlte. Touristen aus westlicheren Ländern zu begegnen war
eher eine Seltenheit, weshalb ich oft zum Foto-Objekt wurde. Es ist ganz
ungewohnt für mich einen Kopf größer als andere Menschen zu sein…
Maya-Devi-Tempel: Buddhas Geburtsort |
Untergekommen bin
ich im Goutami Nun’s Tempel und lebte mit buddhistischen Mönchen, Nonnen sowie
Klosterschülerinnen zusammen, die dem Theravada-Buddhismus
(der ältesten noch existierenden Form des Buddhismus) angehören. Mich fragen die Menschen oft, wie ich zu solchen
Gelegenheiten komme. Das frage ich mich auch. Ohne Pläne und mit einem Lächeln
auf den Lippen ergeben sich einfach die schönsten Gegebenheiten. Tagsüber
meditierte ich in einem Vipassana-Meditationszentrum. Vipassana („Einsicht“)
als eine der ältesten Meditationsformen geht auf die Lehren von Buddha zurück
und bedeutet, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind. In der Meditation
sollte man versuchen, mit seinem ganzen Sein in der Gegenwart zu bleiben, wobei
die Wahrnehmung des Atems im Zentrum steht. Aufkommende Empfindungen, Gefühle
und Gedanken werden zur Kenntnis genommen und deren Verlauf beobachtet ohne sie
in irgendeiner Weise zu bewerten. Was einfach klingt, war um vieles schwieriger
als gedacht. Die ersten Tage hatte ich eigentlich nur mit Schmerzen und
eingeschlafenen Beinen vom stundenlangen Stillsitzen sowie tausenden
herumschwirrenden Gedanken zu tun. Und immer wieder tauchte die Frage in meinem
Kopf auf: Warum tue ich mir das an? Nach drei Tagen gewöhnte sich nicht nur
mein Körper an das lange Sitzen, sondern auch mein Geist an die Stille. Die
Gedankenflut lichtete sich allmählich und lies meine Sicht auf Dinge klarer
werden. So anstrengend diese Erfahrung auch war, denke ich einige wertvolle
Erkenntnisse für mich mitgenommen zu haben. Ich glaube, es hat mir Wege
eröffnet, viele Dinge entspannter zu betrachten, meine Sinne und mein Sein
bewusster wahrzunehmen, in tieferen Einklang mit mir zu kommen und Gegebenheiten
erst einmal zu beobachten und nicht gleich zu bewerten.
Ein Mönch sagte zu
mir: „Alles beginnt im Bewusstsein. So wie wir den Körper pflegen und nähren,
müssen wir uns auch um den Geist kümmern. Denken wir gut, handeln wir auch gut
und bekommen gute Dinge zurück.“
Sehr interessanter Bericht! Ich meditiere auch schon lange. Ab und zu frage ich mich jedoch auch, ob Meditation eine sehr wohl begründete innere Unruhe überdecken kann, die eigentlich zu einer Aktivität führen sollte - siehe dazu etwa das Ebook "Warum Mönche meditieren müssen" von V. Rationi ...
AntwortenLöschenOb Du das kennst?
LG Johanna
Hallo liebe Sarah, entschuldige, dass wir uns bis jetzt nicht gemeldet haben. Aber familiäre Ereignisse haben viel Zeit und Kraft gekostet. Trotzdem verfolgen wir ständig Deine hochinteressanten Reiseberichte abseits der Touristenrouten. Es freut uns, das Du auf Deinen bisherigen Etappen viele positive Eindrücke gewonnen hast und die Welt nicht nur aus dem europäischen Blickwinkel siehst. Der Aufenthalt im Goutami Nun's Tempel ohne jeglichem Luxus und Außenkontakt war bestimmt nicht leicht. Die dabei erlangten Erfahrungen müssen ja auch verarbeitet werden. Da wir selbst eine Nordthailandrundreise machten, kennen wir ansatzweise die Eindrücke, die in den buddhistischen Tempelanlagen auf Dich wirkten. Wir hoffen, dass Du weitere schöne Erlebnisse hast, Dir nichts bei Deiner doch abenteuerlichen Reise passiert und Du bei bester Gesundheit bleibst. Weiterhin viel Erfolg und schöne Momente auf Deiner Reise wünschen Dir G. und F. Ko
AntwortenLöschen