Montag, 14. Mai 2018

Lumbini: Eine Woche Stille am Geburtsort von Buddha


7 Tage keine Musik, kein Buch, kein Internet oder sonstige Luxusgegenstände – dafür täglich 7 Stunden Meditation, in denen ich allein mit mir selbst war. Es heißt „Wenn der Körper zur Ruhe kommt, kann auch der Geist zur Ruhe kommen.“ KANN! Die Vipassana-Meditation war eine der herausforderndsten und bereicherndsten Erfahrungen, die ich bislang gemacht habe. Aber vorerst ein Schritt zurück zu Lumbini – dem Geburtsort von Buddha… 

Nur mit Busticket und ohne sonstige Vorbereitung setzte ich meine Reise allein nach Lumbini fort. Lumbini liegt an der Grenze zu Indien, wobei bereits auf dem Weg dahin immer wärmere Luft in den Bus strömte. Bis zu 40 Grad im Schatten können die Temperaturen hier betragen. So vielfältig die Kultur des Landes ist, so unterschiedlich ist auch das Klima, wenn man an die Minusgrade im Himalaya denkt. Lumbini hat eine beeindruckende Architektur – eine 10 km² große parkähnliche symmetrische Anlage, die Klöster aus der ganzen Welt beherbergt und in deren Zentrum sich der Maya-Devi-Tempel befindet. An diesem Ort wurde Buddha im Jahr 563 vor Christus geboren, welcher für mich trotz der Touristen eine tiefe Ruhe ausstrahlte. Touristen aus westlicheren Ländern zu begegnen war eher eine Seltenheit, weshalb ich oft zum Foto-Objekt wurde. Es ist ganz ungewohnt für mich einen Kopf größer als andere Menschen zu sein…
 
Maya-Devi-Tempel: Buddhas Geburtsort

Untergekommen bin ich im Goutami Nun’s Tempel und lebte mit buddhistischen Mönchen, Nonnen sowie Klosterschülerinnen zusammen, die dem Theravada-Buddhismus (der ältesten noch existierenden Form des Buddhismus) angehören. Mich fragen die Menschen oft, wie ich zu solchen Gelegenheiten komme. Das frage ich mich auch. Ohne Pläne und mit einem Lächeln auf den Lippen ergeben sich einfach die schönsten Gegebenheiten. Tagsüber meditierte ich in einem Vipassana-Meditationszentrum. Vipassana („Einsicht“) als eine der ältesten Meditationsformen geht auf die Lehren von Buddha zurück und bedeutet, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind. In der Meditation sollte man versuchen, mit seinem ganzen Sein in der Gegenwart zu bleiben, wobei die Wahrnehmung des Atems im Zentrum steht. Aufkommende Empfindungen, Gefühle und Gedanken werden zur Kenntnis genommen und deren Verlauf beobachtet ohne sie in irgendeiner Weise zu bewerten. Was einfach klingt, war um vieles schwieriger als gedacht. Die ersten Tage hatte ich eigentlich nur mit Schmerzen und eingeschlafenen Beinen vom stundenlangen Stillsitzen sowie tausenden herumschwirrenden Gedanken zu tun. Und immer wieder tauchte die Frage in meinem Kopf auf: Warum tue ich mir das an? Nach drei Tagen gewöhnte sich nicht nur mein Körper an das lange Sitzen, sondern auch mein Geist an die Stille. Die Gedankenflut lichtete sich allmählich und lies meine Sicht auf Dinge klarer werden. So anstrengend diese Erfahrung auch war, denke ich einige wertvolle Erkenntnisse für mich mitgenommen zu haben. Ich glaube, es hat mir Wege eröffnet, viele Dinge entspannter zu betrachten, meine Sinne und mein Sein bewusster wahrzunehmen, in tieferen Einklang mit mir zu kommen und Gegebenheiten erst einmal zu beobachten und nicht gleich zu bewerten. 


 
 
 

Ein Mönch sagte zu mir: „Alles beginnt im Bewusstsein. So wie wir den Körper pflegen und nähren, müssen wir uns auch um den Geist kümmern. Denken wir gut, handeln wir auch gut und bekommen gute Dinge zurück.“

2 Kommentare:

  1. Sehr interessanter Bericht! Ich meditiere auch schon lange. Ab und zu frage ich mich jedoch auch, ob Meditation eine sehr wohl begründete innere Unruhe überdecken kann, die eigentlich zu einer Aktivität führen sollte - siehe dazu etwa das Ebook "Warum Mönche meditieren müssen" von V. Rationi ...

    Ob Du das kennst?

    LG Johanna

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  2. Hallo liebe Sarah, entschuldige, dass wir uns bis jetzt nicht gemeldet haben. Aber familiäre Ereignisse haben viel Zeit und Kraft gekostet. Trotzdem verfolgen wir ständig Deine hochinteressanten Reiseberichte abseits der Touristenrouten. Es freut uns, das Du auf Deinen bisherigen Etappen viele positive Eindrücke gewonnen hast und die Welt nicht nur aus dem europäischen Blickwinkel siehst. Der Aufenthalt im Goutami Nun's Tempel ohne jeglichem Luxus und Außenkontakt war bestimmt nicht leicht. Die dabei erlangten Erfahrungen müssen ja auch verarbeitet werden. Da wir selbst eine Nordthailandrundreise machten, kennen wir ansatzweise die Eindrücke, die in den buddhistischen Tempelanlagen auf Dich wirkten. Wir hoffen, dass Du weitere schöne Erlebnisse hast, Dir nichts bei Deiner doch abenteuerlichen Reise passiert und Du bei bester Gesundheit bleibst. Weiterhin viel Erfolg und schöne Momente auf Deiner Reise wünschen Dir G. und F. Ko

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