Auf meinem Flugticket hatte sich definitiv ein Fehler
eingeschlichen. Das Ankunftsdatum war falsch. 13.08. müsste da stehen, nicht
12.08. Wie sollte ich am 12.08. früh in der Nacht ankommen, wenn ich doch erst
am Abend desselben Tages startete!? Irgendwann machte es klick. Das ist der
Flug mit dem ich die Datumsgrenze überquere. Den 12.08. erlebe ich also 2x in
meinem Leben, da mir bislang auf meinen Flügen Richtung Osten stets Stunden
verloren gegangen sind. Nun bekomme ich einen Tag zurück.
Zwischen den Fiji-Inseln und Hawaii liegen nicht nur 22
Stunden, sondern wahre Welten. Von den naturbelassenen, ruhigen Fiji-Inseln
kommend, erwartete mich am Waikiki-Beach in Honolulu ein künstlich angelegter
Strand mit einem Meer von Touristen und dahinter liegender Großstadt-Kulisse.
Für Surfer ist der Waikiki-Beach ein wahres Paradies bei dem Wellengang. Die
Menschen, welchen ich hier begegnete, hätten unterschiedlicher nicht sein
können. Urlauber, Geschäftsleute, Träumer,
Lebenskünstler, aber auch viele bettelnde, obdachlose Menschen. Das
Lebensgefühl, das die Menschen auf mich ausstrahlten, war so individuell und
heterogen, wie ich es in keinem anderen Land bisher erlebt habe. Mir fehlte
jedoch etwas, was diese Masse zusammenhält. Es war als würde jeder für sich
alleine leben. Neben dem ganzen Trubel der Stadt bietet die Gegend dennoch
schöne und nahgelegene Wanderwege mit spektakuläre Aussichten.
Ein Highlight war
für mich der Besuch von Pearl Harbour, welcher am 07.12.1941 von Japan überraschend
angegriffen wurde und damit den Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg auslöste. Eines
der gesunkenen Schlachtschiffe, die USS Arizona, konnte nicht geborgen werden
und liegt noch heute hier versunken. Eine darauf errichtete weiße Gedenkstätte
soll an die 1177 toten Besatzungsmitglieder erinnern, welche zum Großteil noch
immer im Wrack des Schiffes begraben sind. Es war bewegend an diesem Ort zu
sein – einem Ort, an dem tausende Lebensgeschichten von Menschen versunken
liegen.
Um dem Trubel von Honolulu zu entfliehen, machte ich mich auf den Weg nach Big Island – die größte der hawaiianischen Inseln. Da es sich diesmal nicht ganz ergeben wollte sich einer Gruppe anzuschließen, mietete ich mir ein Auto und erkundete auf eigene Faust die Insel. Schmale Straßen führten durch dichten grünen Dschungel sowie entlang der von Lava überzogenen Küste. Die Gegend war sehr ruhig und wirkte fast wie ausgestorben, so menschenleer war es hier. Untergekommen bin ich bei einer kleinen Gemeinschaft in einem Öko-Dorf mit einer sehr nachhaltig ausgerichteten Lebensweise und einer sehr weltoffenen, positiven Lebensanschauung. Hier erfuhr ich, dass durch den Ausbruch des Vulkans Kilauea im Mai diesen Jahres hunderte Häuser zerstört wurden und die Bewohner evakuiert werden mussten. Das erklärte natürlich, warum so wenige Menschen anzutreffen waren. Viele Nationalparks sind noch immer wegen der andauernden vulkanischen Aktivität gesperrt, die Straßen sind zerstört oder weisen durch die Hitze große Risse auf. Teilweise zogen weiße Rauchfelder aus vulkanischen Gasen über Straßen und Wälder. Da das Wetter auch nicht so richtig mitspielen wollte, nutzte ich Zeit einmal nichts zu tun und mich vom Tag treiben zu lassen. Ein paar Hippies aus dem Dorf zeigten mir die Umgebung, wie z.B. die Lavafelder von Puna, die 1990 durch den Ausbruch desselben Vulkans entstanden und die Stadt Kalapana unter sich begruben. Ebenso nahmen sie mich mit an die von hohen Lava-Klippen und Palmen umgebenen schwarzen Sandstrände. Hier kommen die Menschen oft zusammen, machen gemeinsam Musik, tanzen, jonglieren, entspannen und genießen ihr Leben. Jeder ist willkommen, wie er ist. Die Menschen verbindet eine wirklich einzigartige Gemeinschaft, von der ich für einige Zeit Teil werden durfte.
Am südlichsten Punkt
von Hawaii (und damit der gesamten USA) beeindruckt der Papakolea-Strand mit
einer ganz besonderen Farbe: Er ist grün – und damit einer der weltweit vier
grünen Sandstrände. Die Färbung kommt von Olivinkristallen, welche aus der
Eruption eines ehemaligen Vulkans entstanden sind. Ein farbenfroher Ort mit den
orangenen Felsgesteinen, dem blauen Wasser und dem dazwischen liegenden
olivgrünen Sand.
Jetzt heißt es flüchten vor dem Hurrikan „Lane“, welcher
mit bis zu 260 km/h direkt auf
Hawaii zurast. Eine Katastrophenwarnung wurde bereits rausgegeben, das Wetter
wird zunehmend stürmischer und die Lage vor Ort angespannter. Es ist Zeit zu
gehen. Daumen drücken, dass mein morgiger Flug nach San Francisco startet.
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