Ich wusste weder wo noch wann ich war während meiner 32-stündigen
Weiterreise von Las Vegas nach Chile mit mehreren Zwischenstopps. Das war die
wohl längste und anstrengendste Verbindung überhaupt. Trotz der
Zeitverschiebung von nur 4 Stunden hatte ich für die nächste Woche den
schlimmsten Jetlag meines Lebens. Wenn man dann noch völlig fertig ohne
Spanischkenntnisse den Weg zum nächsten Hostel ausfindig machen muss, wenn
selbst die Flughafenangestellten kein Wort Englisch verstehen, überlegt man
sich doch das nächste Mal vorher einen Spanisch-Kurs zu belegen und ein
paar Euro mehr für das Ticket auszugeben. Dennoch: Es gibt schlimmeres als
einen 10-stündigen Aufenthalt am Strand von Miami. 😉
Die Sonne ging gerade hinter den Anden auf als ich in der
Hauptstadt Santiago de Chile ankam – ein schöner Anblick, der mich meinen
Zustand vergessen ließ. Die nächsten Wochen machte ich recht wenig. Ich
brauchte eine Pause vom Planen und Erleben. Hierfür hätte ich keine bessere
Bleibe finden können. Mit einer tollen Gruppe von Leuten aus dem Hostel lebte
ich in den Tag und genoss das Flair der Stadt, das Essen, die Musik, die Kunst
und das Nachtleben. Das machte es mir einfacher, mich wieder auf ein fremdes
Land mit einer ganz neuen Kultur einzulassen. Chile hatte ich mir anders
vorgestellt – einfacher und weniger organisiert. Für Südamerika ist es fast ein
wenig untypisch. Man fühlt sich sicher, die Straßen sind recht gepflegt und die
Preise sind deutlich höher als in Peru, Bolivien oder Brasilien. Das Stadtbild
Santiagos wirkt dagegen ein wenig in der Zeit hängen geblieben. Man sieht in
die Jahre gekommenen Wolkenkratzer, Straßenmusikanten mit Gitarre und
Mundharmonika sowie zahlreiche kunstvoll gestaltete Gebäude.
Mit Fernbussen ging es weiter Richtung Norden von Chile. Unterwegs
begegnete ich öfters dem ein oder anderen bekannten Gesicht aus dem ersten Hostel.
Ich blieb ein wenig Valparaiso, einer bunten direkt am Hafen gelegenen Stadt.
Viel zu sehen gibt es nicht, es ist eher das Gefühl, das Valparaiso ausmacht,
wenn man durch die schmalen Gassen mit den alten hohen Häusern, kleinen Cafés
und steilen Treppen schlendert. Nahezu jedes Haus ist mit faszinierenden
Wandmalereien gestaltet.
Ein nächster Halt auf dem Weg in den Norden war Elqui Valley.
Es erinnerte an einen Ort in der Wüste umgeben von kargen hohen Hügeln. Ich
fühlte mich mitten im Nirgendwo ausgesetzt. Zwischen Bergen gelegene kleine
alte Orte mit gepflasterten Straßen und ein paar Steinhäusern prägen
das Bild. Das Tal ist bekannt für seine Pisco-Herstellung und einen der klarsten
Sternenhimmel der Welt. Daher durften Verkostung und Sternenbeobachtung nicht
fehlen. Nur das Spanisch wurde für mich hier besonders zur Herausforderung. Mit
einer chilenischen Familie war ich in einer kleinen runden Steinhütte
untergebracht. Die Familie war sehr herzlich und willkommen heißend. Wir
verständigten uns in einem Mix aus Spanisch, Englisch, Deutsch, aber vor allem
mit Händen und Füßen. Gerade weil wir die Sprache des anderen nicht verstanden
und wir uns daher Zeit füreinander nahmen den anderen zu verstehen, hat uns das mehr verbunden
als manch ein Smalltalk mit gleichsprachigen Reisenden. Manchmal braucht man auch
gar keine Worte um sich zu verständigen. Ein Lächeln ist oft der kürzeste Weg.
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