Trockene Lippen, rissige Haut, staubige Sachen… Eine Woche
lang reiste ich durch die Wüsten Chiles und Boliviens. Von Atacama in Chile,
der trockensten Wüste der Welt, führte mein Weg mehr oder weniger ungeplant
(nochmal) nach Uyuni in Bolivien, der salzigsten Wüste der Welt. Warum nochmal?
Es gibt einen guten Grund Uyuni zweimal zu bereisen, aber vorerst ein kurzer
Blick zurück...
Auf der Busfahrt von Elqui Valley nach San Pedro de Atacama
im Norden Chiles traf ich Bekannte aus dem ersten Hostel, mit denen ich
weiterreiste. In San Pedro angekommen waren wir alle ganz angetan von dieser
kleinen Wüstenstadt, welche gerade zum Leben erwachte. Quadratische,
einstöckige Gebäude mit zahlreichen kleinen Geschäften reihen sich lückenlos
aneinander. Den ganzen Tag herrscht Trubel an diesem bunten Ort mitten in einer
kargen Gegend umgeben von mehreren aktiven Vulkanen.
Nicht weit von San Pedro entfernt besichtigten wir „Valle de
Luna“, welche Teil der Atacama Wüste ist und wir somit inmitten des trockensten
Ortes dieser Erde standen. Die gesamte Gegend sah tatsächlich aus wie eine
Mondlandschaft. Keine einzige Pflanze war zu sehen, nur kilometerweite felsige
Wüstenlandschaft mit grau-braunen mitten aus dem flachen Boden herausragenden
Gesteinen und Salzfelsen. Ein weiterer Ausflug führte zu den Tatio Geysiren –
einem Feld aus heiß blubbernden Erdlöchern mit meterweit in den Himmel
aufsteigenden dichten Nebelschwaden.
Chile verlassend rauschten wir mit einem Jeep quer durch die
hellgraue steinige Wüste Boliviens. Keine Straße, nur Staub und Geröll. Auf
unserem Weg Richtung Uyuni hielten wir an zahlreichen Lagunen in den
verschiedensten Farben – eine schöner als die andere. Weiße, grüne und rote
Seen erstreckten sich vor uns, in deren Wasser sich die dahinterliegenden
schneebedeckten Berge und Vulkane glasklar spiegelten. Vor allem in der roten
Lagune flossen die Farben regelrecht ineinander. Grund hierfür seien
verschiedene Algen und Mineralien. Unmengen an pinken Flamingos machten das
Bild nur noch schöner. Oft saß ich einfach nur an den moosbedeckten Ufern und
bestaunte diesen Anblick.
Der Weg führte weiter in Regionen über 5.000 m. Der Kopf und
der Atem wurden schwer. Doch was wir hier sahen, verschlug allen (im wahrsten
Sinne des Wortes) den Atem. Ein Meer aus Geysiren – noch atemberaubender als in
Atacama. Aus riesigen Kratern wehte weißer dicker Rauch über
braun-orange-grün-graue rissige Erde sowie bunte Gewässer. Überall qualmte und
blubberte es lautstark, sodass man aufpassen musste wohin man trat. Man hätte
meinen können, man sei auf einem anderen Planeten.
Ich habe selten so viele unterschiedliche schöne Orte an
einem Fleck erlebt. Trotzdem hat sich hin und wieder das Gefühl eingeschlichen,
vieles bereits in anderen Ländern gesehen zu haben. Manchmal fällt es schwer,
nicht zu vergleichen oder genauso achtsam die Dinge wie am Anfang der Reise zu
betrachten.
In einer Unterkunft mitten im Nirgendwo ging es mir
zunehmend schlechter. Starke Kopfschmerzen, Schwindel, Appetitlosigkeit und
Müdigkeit traten auf – erste Anzeichen der Höhenkrankheit. Zudem bekam ich
Angst, da das nächste Krankenhaus mehrere Stunden entfernt war. Viel Ruhe und
Coca-Blätter haben geholfen. Das Kauen der Blätter ist hier üblich um der Höhenkrankheit
vorzubeugen und den Körper zu beleben.
Das Bestaunen hörte nicht auf. Wir besichtigten alte bienenstockartige
Grabstätten aus der Vor-Inka-Kultur, in denen sich die Menschen in
Embryostellung zum Sterben zurückgezogen haben; wir übernachteten in einem
Salzhotel, in dem fast alles (Wände, Tische, Stühle, Betten) aus Salz war und
wir genossen letztendlich den Sonnenaufgang auf einer Insel mit riesigen
Kakteen mitten in der Salzwüste bei Uyuni.
Wohin man auch blickte erstreckte sich die schneeweiße
Salzwüste bis zum Horizont. Ein Stück in die Weite der Wüste hineinlaufend hörte
ich rein gar nichts bis auf das leise Knacken des Bodens als ich über die
wabenförmigen Salzstrukturen schritt. Die ebene Gegend und der weit entfernte
Horizont machen den Ort berühmt für Bilder wie diese…
Dieser zweite Besuch der Salzwüste ist kaum mit dem ersten
zu vergleichen, da gerade Trockenzeit ist. 5 Jahre zuvor erlebte ich den Ort
während der Regenzeit, in welcher der Horizont aufgrund der Spiegelung des
Himmels im Wasser kaum auszumachen war…
Der Rückweg war nochmal ein Abenteuer für sich. Der Jeep
blieb mitten im Nirgendwo der Wüste stehen. Es wurde bereits dunkel und kalt.
Ich befürchtete schon die Nacht in der Wüste verbringen zu müssen, in der
Hoffnung nicht zu erfrieren oder ausgeraubt zu werden. Glücklicherweise kam
zufällig ein Bus vorbei, der uns mit bis zum nächsten Ort nahm.
Ein letzter wunderbarer Abschluss meiner Zeit in Chile war
eine Tageswanderung auf den über 5.000 m hohen Lascar Vulkan. Keine Straße, kein
Weg, keine Touristen. Nur Schotter, Geröll und Eis. Bis auf den Wanderstock
hatte man keinen wirklichen Halt auf dem Weg nach oben. Jeder Höhenmeter wurde
herausfordernder. Einige der Gruppe kehrten bereits nach der ersten Stunde um.
Mir wurde schwindlig und ich konnte mich auf nichts anderes konzentrieren als
nicht auszurutschen. Weiter oben führte der Weg über eine dicke Eisschicht.
Eisformationen ragten wie spitze Eisstachel aus der Erde heraus. Am Rande des
Kraters angekommen blickte ich in einen tiefen qualmenden Abgrund umgeben von
unzähligen weiteren Vulkanen. Ich bin tatsächlich auf einen 5.500 m hohen
aktiven Vulkan geklettert. Ein verrücktes Gefühl und mein neuer Rekord an
Höhenmetern.
Nun geht es weiter nach Buenos Aires in Argentinien und dann
weiter Richtung Süden bis ans Ende der Welt. 😉
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