Mittwoch, 28. Februar 2018

Projektalltag in Hermannsburg

Neben dem kleinen Ausflug nach Kapstadt lebte und arbeitete ich in den letzten Wochen in dem Kinderschutzprojekt Place of Safety sowie im Kindergarten in Hermannsburg. Ein typischer Tag beginnt früh um 5:30 Uhr. Wir (die andere Praktikantin und ich) haben eine Stunde Zeit uns und die Kinder fertig zu machen. Ab 6:30 Uhr helfen wir im Kindergarten, wo die Kinder im Vorschulalter mit Englisch, Mathe, Deutsch etc. im Vergleich zu Deutschland einen doch recht straffen Lehrplan haben. Der Kindergarten ist englischsprachig, wodurch die Kinder mindestens zweisprachig aufwachsen. Die Muttersprache der meisten Kinder ist Zulu, was das Erklären von Aufgaben manchmal schwierig macht oder auch das Merken der Namen der Kinder, wie das folgende Bild zeigt…

Namen merken... gar nicht so einfach hier
 
 

Nachmittags steht die Kinder- und Hausaufgabenbetreuung der Mädchen aus dem Projekt an. Die Mädchen befinden sich in dem Schutzprojekt, da alle von ihnen Opfer sexueller Gewalt wurden und die Prozesse zum Teil noch nicht stattgefunden haben. Die Gastfamilie kommt ursprünglich aus Deutschland und ist nach der Wende nach Südafrika gezogen, welche nun seit vielen Jahren das Projekt mit unglaublichem Engagement leitet. Alle leben hier unter einem Dach zusammen. In Südafrika ist die Gastfreundschaft unglaublich bereichernd. Gäste sind überall herzlich willkommen, die Nachbarn laden sich oft gegenseitig zum „Bring and Braai“ (eine Art Grillabend) ein oder es finden gemeinsame Veranstaltungen in dem kleinen, sehr engagierten Örtchen statt. Überall wird man herzlich empfangen. Typisches Essen ist u.a. neben dem vielen Fleisch, Bunny chow (gefülltes Brot mit Curry) oder Putu (eine Art fester Brei aus Maismehl). Die Landschaft um Hermannsburg herum ist sehr weitläufig und wird von runden Zulu-Häusern geschmückt, erinnert aber auch an manchen Stellen an Deutschland. Auffällig sind auch die extremen Temperaturschwankungen. Innerhalb eines Tages kann die Temperatur von 30 Grad auf 10 Grad fallen. Alles in allem ist das Wetter aber sehr sonnig, genau wie das Gemüt der Menschen. 

 
 
"Bunny chow" - typisches südafrikanisches Essen
 

Dienstag, 20. Februar 2018

Hello again: Einmal Kapstadt und zurück

Eigentlich reise ich nicht zweimal an einen Ort, aber Kapstadt ist es wert. Ich habe noch keinen anderen Ort auf der Welt gesehen, der mich mehr fasziniert. Die Stadt ist umrahmt von Bergen bzw. ganzen Gebirgsketten, wundervollen Stränden, Meer und einer einzigartigen Natur. Einige andere Praktikantinnen und ich genossen Kapstadt in vollen Zügen: Wir wanderten den Tafelberg (1085 Meter) hinauf und wieder herunter (den Muskelkater werde ich in meinem Leben nie vergessen), wir haben typisch afrikanisch gegessen (viel Fleisch mit Beilagen), musizierten spontan in „Mama Africa“ (einer Bar) gemeinsam mit einer afrikanischen Band, machten einen Ausflug durch die weit angelegten Weinlandschaften der Region, schlenderten durch die sehr bunte, lebhafte, vielfältige Innenstadt und jagten am letzten Abend den Sonnenuntergang hinterher, da man – wie in Afrika üblich – eben immer etwas spät dran ist.

 
 
 

Mein Highlight war das Wiedersehen meines damaligen Projektes „T Bag Designs“. Hier stellen Frauen aus dem Township aus alten Teebeuteln sehr tolle Kunstprodukte her. Ich hätte nie damit gerechnet, dass mich alle wiedererkennen und so herzlich in Empfang nehmen würden. Bedrückt hat mich jedoch, dass eine der Frauen aufgrund von Unstimmigkeiten mit dem Township-Leader vor kurzem erschossen wurde und nun 7 Kinder hinterlässt. In dem Township arbeitete ich damals ebenso in einem weiteren Projekt für Kinder. 

(2013) Meine Wandgestaltung...
(2018) ...gibt es doch tatsächlich immer noch

Was zur Zeit alle Kapstädter wohl am meisten beschäftigt ist die Wasserknappheit. Seit drei Jahren hat es nicht mehr richtig geregnet und es herrscht gerade die schlimmste Dürre seit über 100 Jahren. Für April ist der „Day Zero“ berechnet worden - der Tag, an dem kein Wasser mehr aus dem Hahn kommen wird. Aktuell gibt es eine 50 Liter-Regel pro Person pro Tag, d.h. zum Beispiel eine max. Duschzeit von 1min30. Zudem steht man in einer Schüssel, um das Wasser für die Klospülung verwenden zu können. In allen öffentlichen Toiletten gibt es kein Wasser. Gespült wird mit anderen Flüssigkeiten oder nur „wenn es wirklich notwendig ist“. Für die Hände stehen nur ein Desinfektionsmittel und kein Wasser zur Verfügung. Überall wird dazu angehalten, jeden Tropfen Wasser zu sparen. Eigentlich doch unvorstellbar so eine Situation, wenn man den Luxus gegenübergestellt, in dem wir leben.

Dienstag, 13. Februar 2018

Rund um die Welt - Erster Stopp: Irgendwo im Nirgendwo in Südafrika



Die Reise beginnt, wo sie vor knapp fünf Jahren endete: In Südafrika. Hier arbeitete ich damals als Freiwillige in einem Geschäftsentwicklungsprojekt (T Bag Designs) für Frauen aus einem Township in Kapstadt sowie in einem Kinderschutzprojekt in Hermannsburg in KwaZulu-Natal. Die Gastmutter des Kinderschutzprojekts empfing mich herzlich am Flughafen. Das Wetter dagegen war nicht so heiter. Für Reisende ist es sicherlich ärgerlich, aber für die Menschen hier vor Ort lebenswichtig. Es gibt also kein schlechtes Wetter, nur schönes oder gutes. 

Nach und nach komme ich langsam an. Hier läuft alles ein wenig langsamer und entspannter – und auch ich werde ruhiger. Ich bin ja gespannt, wie ich in 10 Monaten wieder in die deutsche Mentalität (welche natürlich auch ihre Vorzüge hat) zurückfinden werde. Auch der Empfang im Projekt war mehr als herzlich. Einige der Kinder kannte mich noch von früher. Es war fast so, als wäre ich gar nicht weg gewesen. Bis auf das Alter der Kinder hat sich kaum etwas verändert. Neben der Herzlichkeit der Menschen bin ich vor allem von der Landschaft fasziniert. An der Weite, den grünen Hügeln, den wunderschönen Akazien und der roten Erde werde ich mich wohl nie satt sehen können. Ich bin mehr als glücklich und dankbar mal wieder hier sein zu können.

Die Reise kann beginnen...

Wiedersehen nach fast 5 Jahren

Der Ausblick während des Frühstücks auf der Terrasse

Das Projektgelände