Donnerstag, 23. August 2018

Von Zeitreisen, Vulkanausbrüchen und Hurrikans in Hawaii



Auf meinem Flugticket hatte sich definitiv ein Fehler eingeschlichen. Das Ankunftsdatum war falsch. 13.08. müsste da stehen, nicht 12.08. Wie sollte ich am 12.08. früh in der Nacht ankommen, wenn ich doch erst am Abend desselben Tages startete!? Irgendwann machte es klick. Das ist der Flug mit dem ich die Datumsgrenze überquere. Den 12.08. erlebe ich also 2x in meinem Leben, da mir bislang auf meinen Flügen Richtung Osten stets Stunden verloren gegangen sind. Nun bekomme ich einen Tag zurück. 

Zwischen den Fiji-Inseln und Hawaii liegen nicht nur 22 Stunden, sondern wahre Welten. Von den naturbelassenen, ruhigen Fiji-Inseln kommend, erwartete mich am Waikiki-Beach in Honolulu ein künstlich angelegter Strand mit einem Meer von Touristen und dahinter liegender Großstadt-Kulisse. Für Surfer ist der Waikiki-Beach ein wahres Paradies bei dem Wellengang. Die Menschen, welchen ich hier begegnete, hätten unterschiedlicher nicht sein können. Urlauber, Geschäftsleute, Träumer, Lebenskünstler, aber auch viele bettelnde, obdachlose Menschen. Das Lebensgefühl, das die Menschen auf mich ausstrahlten, war so individuell und heterogen, wie ich es in keinem anderen Land bisher erlebt habe. Mir fehlte jedoch etwas, was diese Masse zusammenhält. Es war als würde jeder für sich alleine leben. Neben dem ganzen Trubel der Stadt bietet die Gegend dennoch schöne und nahgelegene Wanderwege mit spektakuläre Aussichten.

Ein Highlight war für mich der Besuch von Pearl Harbour, welcher am 07.12.1941 von Japan überraschend angegriffen wurde und damit den Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg auslöste. Eines der gesunkenen Schlachtschiffe, die USS Arizona, konnte nicht geborgen werden und liegt noch heute hier versunken. Eine darauf errichtete weiße Gedenkstätte soll an die 1177 toten Besatzungsmitglieder erinnern, welche zum Großteil noch immer im Wrack des Schiffes begraben sind. Es war bewegend an diesem Ort zu sein – einem Ort, an dem tausende Lebensgeschichten von Menschen versunken liegen.

Um dem Trubel von Honolulu zu entfliehen, machte ich mich auf den Weg nach Big Island – die größte der hawaiianischen Inseln. Da es sich diesmal nicht ganz ergeben wollte sich einer Gruppe anzuschließen, mietete ich mir ein Auto und erkundete auf eigene Faust die Insel. Schmale Straßen führten durch dichten grünen Dschungel sowie entlang der von Lava überzogenen Küste. Die Gegend war sehr ruhig und wirkte fast wie ausgestorben, so menschenleer war es hier. Untergekommen bin ich bei einer kleinen Gemeinschaft in einem Öko-Dorf mit einer sehr nachhaltig ausgerichteten Lebensweise und einer sehr weltoffenen, positiven Lebensanschauung. Hier erfuhr ich, dass durch den Ausbruch des Vulkans Kilauea im Mai diesen Jahres hunderte Häuser zerstört wurden und die Bewohner evakuiert werden mussten. Das erklärte natürlich, warum so wenige Menschen anzutreffen waren. Viele Nationalparks sind noch immer wegen der andauernden vulkanischen Aktivität gesperrt, die Straßen sind zerstört oder weisen durch die Hitze große Risse auf. Teilweise zogen weiße Rauchfelder aus vulkanischen Gasen über Straßen und Wälder. Da das Wetter auch nicht so richtig mitspielen wollte, nutzte ich Zeit einmal nichts zu tun und mich vom Tag treiben zu lassen. Ein paar Hippies aus dem Dorf zeigten mir die Umgebung, wie z.B. die Lavafelder von Puna, die 1990 durch den Ausbruch desselben Vulkans entstanden und die Stadt Kalapana unter sich begruben. Ebenso nahmen sie mich mit an die von hohen Lava-Klippen und Palmen umgebenen schwarzen Sandstrände. Hier kommen die Menschen oft zusammen, machen gemeinsam Musik, tanzen, jonglieren, entspannen und genießen ihr Leben. Jeder ist willkommen, wie er ist. Die Menschen verbindet eine wirklich einzigartige Gemeinschaft, von der ich für einige Zeit Teil werden durfte. 
 
 
 
 
 

Am südlichsten Punkt von Hawaii (und damit der gesamten USA) beeindruckt der Papakolea-Strand mit einer ganz besonderen Farbe: Er ist grün – und damit einer der weltweit vier grünen Sandstrände. Die Färbung kommt von Olivinkristallen, welche aus der Eruption eines ehemaligen Vulkans entstanden sind. Ein farbenfroher Ort mit den orangenen Felsgesteinen, dem blauen Wasser und dem dazwischen liegenden olivgrünen Sand. 

Jetzt heißt es flüchten vor dem Hurrikan „Lane“, welcher mit bis zu 260 km/h direkt auf Hawaii zurast. Eine Katastrophenwarnung wurde bereits rausgegeben, das Wetter wird zunehmend stürmischer und die Lage vor Ort angespannter. Es ist Zeit zu gehen. Daumen drücken, dass mein morgiger Flug nach San Francisco startet. 
 

Sonntag, 12. August 2018

Bula von den Fiji-Inseln



Über ein halbes Jahr bin ich nun schon unterwegs. Ein halbes Jahr voller Eindrücke, unbeschreiblichen Erlebnissen und beeindruckenden Menschen verschiedenster Herkunft. So schön diese Zeit auch war ist das ständige ‚Unterwegs-Sein‘ und ‚Sich-Einlassen‘ auf neue Menschen und Kulturen auch anstrengend. Die Luft war raus, die Gedanken an zu Hause nahmen zu. Mein Reiseprojekt „Einmal um die Welt“ abbrechen wollte ich jedoch nicht. Die Fiji-Inseln kamen daher wie gerufen. Die Zeit tickt hier anders… „It’s Fiji-Time“. Alles läuft langsamer, die Menschen sind entspannt und unglaublich freundlich. Jeder grüßt mit „Bula“ und einem großartigen Lächeln, das von Herzen kommt. Die Mentalität und Leichtigkeit lässt einen sofort willkommen fühlen. An der Strandbar des Hostels sitzend, lernte ich gleich weitere Langzeitreisende kennen, die das Gefühl von Reisemüdigkeit nur zu gut verstehen konnten. So bereisten wir eine gute Woche die Yasawa-Inseln, welche zum Teil so klein sind, dass kaum ein Haus darauf Platz hat. Neben der Fähre rauschten wir mit kleinen Motorbooten über das glasklare Wasser an den von Palmen überzogenen verlassenen Stränden entlang und gelangten so von Insel zu Insel. Durch Hörensagen kamen wir meist in kleinen einheimischen Dörfern unter, wo wir zum Teil mit den Familien in kleinen alten Strandhäusern zusammen lebten. Gerade weil alles so einfach war (ohne Strom oder fließendes/warmes Wasser), fühlte man sich wie im Paradies – als wäre man auf einer einsamen Insel fernab jeglicher Zivilisation verloren gegangen. Anbindung (abgesehen von den Motorbooten) gibt es nicht.

 
 

Die Zeit verbrachten wir mit meist mit Nichtstun in der Hängematte oder Yoga unter Palmen (was sich anbot, da ich mit Laura, einer Yoga-Lehrerin, unterwegs war). Über die Inseln wandernd fühlte man sich wie in eine andere Zeit versetzt. Eigentlich fehlten nur noch die Flugsaurier über unseren Köpfen. Manche Orte waren so abgelegen, dass man keinem einzigen Touristen begegnete. Wir durchschwammen und durchtauchten von Wasser geflutete Höhlen, beobachteten Sonnenuntergänge von den Bergspitzen und schnorchelten in wundervollen Korallenriffen direkt an den Stränden der Inseln. Ich habe noch nirgends auf meiner Reise so eine farbenreiche belebte Unterwasserwelt gesehen wie hier. So viele Korallen und Fische in den unterschiedlichsten Farben und Formen zierten die Ufer rund um die Inseln. Clownfische schwammen durch Seeanemonen, blaue Seesterne bedeckten den Meeresgrund, kleine Fischschwärme oder metergroße Fische zogen direkt neben einem vorbei. Das Highlight waren kleine Babyhaie, die zwischen braunen Felsgesteinen einfach so am Strand schwammen. Die schönsten Dinge auf meiner Reise kamen bislang immer unerwartet – ohne Tour oder Guide – und kosteten rein gar nichts. 

 
 
 
 
 

Eine Tradition, um die man auf seiner Reise über die Fiji-Inseln nicht herum kommt, ist die Kava-Zeremonie. Kava wird aus einer Pfefferpflanze hergestellt und auf den Fiji-Inseln regelmäßig getrunken, auch um Gäste willkommen zu heißen. Die zerkleinerte Kava-Wurzel wird in ein Tuch eingewickelt und in einer großen Schüssel mit Wasser durchgedrückt bis das Wasser eine schlammig braune Farbe annimmt. Mit Kokosnussschalen wird das Wasser aus der großen Schüssel geschöpft und Runde für Runde herumgereicht. Geschmacklich erinnert es an Kräutertee und Erde. Die Einheimischen scheinen den meisten Spaß zu haben, wenn Besucher das erste Mal Kava trinken. Die Zunge und der Mund werden taub, es wird einem schwummrig und man wird schläfrig. Unsere Kava-Zeremonie fiel genau auf den Tag unseres Reisestarts vor 6 (bzw. bei Laura vor 9) Monaten. Wenn das mal kein passender Anlass war. Die lockere, leichte und fröhliche Mentalität der Menschen gefiel mir jedenfalls sehr. An den Abenden sitzen alle meist zusammen und teilen, was auf den Tisch kommt. Jeder ist eingeladen dazuzukommen, mit zu essen und zu trinken und jeder bringt etwas mit. Eine schöne Kultur. 

Jetzt heißt es wieder Abschied nehmen und auf zum nächsten Südseetraum nach Hawaii! Stimmt schonmal die Ukulelen. :)