Sonntag, 10. Juni 2018

Auf den Spuren der Khmer durch Kambodscha

Der Abschied von Nepal fiel schwerer als gedacht, da mich das Land in den letzten zwei Monaten mit seiner tiefen Ruhe und Ausgeglichenheit sehr in seinen Bann gezogen hatte. Der nächste Monat wird um einiges turbulenter, da es einmal mit 13 anderen jungen Menschen quer durch Süd-Ost-Asien gehen soll. In Thailand angekommen wurde ich mit 38 Grad im Schatten begrüßt oder eher erschlagen. Im Vergleich zu Nepal sieht es für mich hier sehr wohlhabend und geordnet aus, womit ich einen ganz anderen ersten Eindruck habe als meine Gruppe, die direkt aus Europa oder Australien anreiste. Nach einem Abend mit viel Musik und Trubel auf der dafür bekannten Khaosan Road führte die Reise von Bangkok direkt weiter nach Kambodscha.

 

Die Khmer sind die größte Bevölkerungsgruppe Kambodschas. Sie errichteten Tempel und Tempelstädte, die zu den größten der Welt zählen. Ein Ziel unserer Reise waren somit die Tempelruinen von Angkor, die auf über 200 km² tausende Bauwerke wie den Angkor Wat oder die alte Hauptstadt Angkor Thom mit dem Staatstempel Bayon beherbergen. Die Dimension und Größe der gesamten Anlage erschlagen einen förmlich und sind von außen kaum zu erahnen. Neben der Größe beeindruckt der Tempel damit, dass alles nur aus Sandstein und ohne Bindemittel gebaut wurde. Alle Steine passen wie Puzzleteile ineinander. Am beeindruckendsten war für mich jedoch die Tempelanlage „Ta Prohm“, welche aussieht wie eine kleine Stadt, die vom Dschungel verschlungen wurde... Verwinkelte Wege, verfallene Gebäude, kleine Tempel und darauf wachsend gigantische Bäume, deren massive Wurzeln sich über die gesamte Anlage ziehen. 

 

Doch nicht nur eine faszinierende Kultur und historische Bauwerke prägen die Geschichte der Khmer, sondern auch Schattenseiten wie der Genozid unter der Herrschaft der Roten Khmer. Über zwei Millionen Menschen fielen den politisch motivierten Massenmorden zwischen 1975 bis 1979 zum Opfer, wodurch fast die Hälfte der damaligen Bevölkerung ausgelöscht wurde. Wir besichtigten Choeung Ek, eine der über 300 Tötungsstätten. Tausende Menschen wurden hier in den noch immer zu sehenden Aushöhlungen im Boden verscharrt. Die Schwere des Ortes war nahezu erdrückend für mich. Noch immer drückt es nach längerem Regen Kleidung und Knochen an die Oberfläche, welche von den Mitarbeitern regelmäßig eingesammelt werden. Die Kästen der aufgebahrten Überreste reihen sich bis an die Decke – sortiert nach Alter und Tötungsart. Babys, Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Greise. Tausende Schädel erschossen, zerschmettert, geköpft. Unvorstellbar. Nicht nur Europa hat schwarze Flecken in der Geschichte.

 
 

So schwer auch die Geschichte auch auf Kambodscha lastet, so beeindruckend ist dieses Land, dessen Kultur und die Stärke der Menschen. Die kulinarische Vielfalt hat ebenso eine weite Bandbreite. Ein typisches Nationalgericht ist bspw. Amok – Curry mit Fisch, Kokoscreme und vielen Gewürzen. Auch Insekten und Spinnen stehen hier auf dem Speiseplan. So hatten wir einen Snack der ganz besonderen Art: Taranteln und Grillen. Die Spinnen waren knusprig und erinnerten ein wenig an Hühnchen. Nur die Grillen waren geschmacklich undefinierbar. Da bleib ich doch lieber bei Reis und Curry.
 
 
 


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